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Weisach (Grangie)

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Weisach (auch Weißach oder Weissach) ist ein abgegangener Klosterhof (Grangie) am gleichnamigen Fluss auf dem Gemeindegebiet Knittlingen.

Inhaltsverzeichnis

Erwähnungen

Weißenburger Quelle

In einer Weißenburger Urkunde aus dem 9. Jahrhundert werden die Orte Ernincheim (Erligheim), Wizaha, Liutingen (Lienzingen ?), Knittlingen, Gölzhausen, Rinklingen, Heidelsheim und Sickingen aufgezählt. Aufgrund der Namensgleichheit mit dem Ort Weissach im Landkreis Böblingen ist es schwer bestimmbar, um welchen Ort es sich hier handelt. Die meisten Historiker gehen vom Weissach im Böblinger Kreis aus, da die Nennung einer kleinen Ausbausiedlung vor der Muttersiedlung eher ungewöhnlich wäre. Andererseits liegen fast alle anderen genannten Orte im Raum Bretten.

Hirsauer Codex

Ebenso umstritten ist eine Urkunde im Hirsauer Codex. Darin verschenkt vor dem Jahr 1147 ein Walter von Horb in "Wissaha" eine Kapelle und drei Hufen sowie zweieinhalb Hufen in Maulbronn. Der Lokalhistoriker Alfons Schäfer sieht hier eine Nennung des Knittlinger Weisach und argumentiert mit der lokalen Nähe der gleichzeitigen Schenkung in Maulbronn und dass das "Böblinger" Weissach im Hirsauer Codex noch zweimal genannt wird und dabei stets als "Wissha".[1]

WUB-Urkunde von "1254"

In einer undatierten Urkunde im Württembergischen Urkundenbuch (WUB) vergabt die Mutter Bertolfs, dem Kanonikers des Domstifts in Speyer, an das Hochstift Speyer u.a. 4 Höfe in "Wizaha". Ursprüngliche datierte man die Urkunde auf das Jahr 1254. Alfons Schäfer ist jedoch der Überzeugung, dass die Urkunde in die erste Hälfte des 12. Jahrhundert gehöre. So habe ein Speyerer Archivar im 18. Jahrhundert auf die undatierte Urkunde die Jahreszahl 1154 geschrieben und diese später in 1254 abgeändert. Das Jahr 1254 könne seiner Meinung nach aber nicht stimmen, da [2]

WUB-Urkunde von 1245 und 1250

Die erste sichere Nennung hat 1245 als Wizha stattgefunden, indem der Ort von Papst Innozenz als dem Maulbronner Kloster zugehörig bestätigt wird. 1250 tauscht Marquardt von Bretten und seine Söhne mit dem Kloster fast alles was er in Knittlingen besitzt gegen den Hof Weisach und geben ihn an die Herren von Roßwag, welche nun dafür auf die Knittlinger Lehensrechte verzichten. In dieser Urkunde werden die Grenze zwischen Weisach und Knittlingen beschrieben.[3]

Lage

Möglichkeiten:

Flur Weissach

Dem Namen nach muss die Siedlung am Weißach gelegen haben. An der östlichen Gemarkungsgrenze findet sich der Flurname "Weissach" und "Weissacher Tal". Ob sich die Namen auf die Wüstung oder auf den Bach beziehen, lässt sich nicht sicher unterscheiden.

Westlich von Knittlingen

Im Vertrag von 1250 wird die Grenze zwischen Weisach und Knittlingen folgendermaßen beschrieben:

"Die Grenzen von Weisach sind diese, nämlich zwischen Weißach und Salzach, vom westlichen Teil des Weges, der von Salzach nach Weisach führt, vom Baumstupf ab beginnt das 1. Maß, dann geht es nach Osten[4] mit hinüber zum Schulberg, wo ein Stein gesetzt ist, an der östlichen, einer betimmten trockenen Eiche, welche eine andere vertrocknete Eiche in der Wurzel hat. Das ist das 2. Maß. Von dort geht es weiter zu einem Birnbaum ohne Stein. Dieser Birnbaum ist nach Osten geneigt. Darauf zu einem Stein, der östlich eines trockenen Stammes steht, dann zu einem Stein, der in einem Kreuzweg steht, dann zu einem Stein, der am Fuß des Schulberges ist, dann zu einem Stein, der zwischen Binsen liegt, dann geht es den Schulberg hinauf zu einer Eiche, die etwas nach Westen geneigt ist. Wenn man durch Nachlässigkeit der Menschen oder durch Bosheit oder durch Länge der Zeit diese sichtbaren Zeichen der Grenzziehung teilweise oder ganz zerstört werden sollten, so wird dieses sicherer feststehen und dauerhaftere Bezeichnung der Grenzen sein, dass eine Linie verläuft direkt bis zum Schulberg, sodass für sich Marquard und seine Söhne sowie seine rechtmäßigen Nachfolger diesen Teil des Berges nach Norden hin für sich in Besitz haben, aber den Gipfel des Berges nicht bestiegen sollen."

Karl Weisert lokalisert anhand dieser Beschreibung die Wüstung westlich von Knittlingen auf heutiger Brettener Gemarkung. Der genannte Weg vom Salzach nach Weisach identifiziert er als den heutigen "Weißicher Weg" und der Kreuzweg als den Kreuzweg bei der Wanne westlich der Störrmühle. Die Binsen lägen auf der Flur Scheuerbronnen oder Häßloch.[5]

Im April 1982 sollen möglicherweise Mauerreste von Weisach auf der Flur "Scheuerbrunnen" gefunden worden sein.[6] Die Flur "Scheuerbrunnen" befindet sich allerdings nicht in direkter Nähe der Weißach.

Freudensteiner Gemarkung

Weisach.JPG

Alfons Schäfer (1977) brachtet die Wüstung Weisach auf heutiger Freudensteiner Gemarkung. So argumentiert er, dass sich 1251 der älteste Sohn Marquards von Bretten, "Dietrich von Freudenstein" nennt. 1262 nennt sich so auch der Bruder Berthold. Ab 1270 nannten sich Marquard und seine Söhne offiziell nach der Burg Freudenstein um. Schäfer vermutet daher, dass der Erwerb der Grangie dazu genutzt wurde, um an dieser Stelle mit dem Bau der Burg Freudenstein zu beginnen.[7] Auf Freudensteiner Gemarkung gibt es westlich vom Zentrum die Flur "Hofwiesen" an der Weißach und nördlich die Flur "Hofäcker". Ob sich einer der Flure auf den Weisachhof bezieht, lässt sich nicht sicher sagen.

Demnach wäre in der Grenzziehung in der Urkunde von 1250 mit "Schulberg" der Scheuelberg gemeint, der zwischen Freudenstein, Maulbronn, Diefenbach und Zaisersweiher liegt. Wie in der Urkunde beschrieben, gehört der nördliche Teil heute zur Freudensteiner Gemarkung und die Grenze zu Maulbronn stellt ungefähr der Gipfel dar. Befürworter dieser Theorie sehen im genannten "Salzach" den ehemaligen Salzachhof, welcher sich wohl östlich von Maulbronn befand.[8] Gemäß dieser Interpretation der Urkunde bezieht sich die Grenzziehung nicht gegenüber Knittlingen, sondern beschreibt die Grenze zu Maulbronn.

Geschichte

Weisach befand sich bis 1250 auf Knittlinger Gemarkung und ist daher als Knittlinger Ausbauort anzusehen. Aufgrund der Unsicherheit der Lage und der Nennungen in schriftlichen Urkunden haben sich mehrere Theorien entwickelt, welche zu anderen Schlussfolgerungen über die historische Entwicklung Weisachs kommen.

Theorie nach Schäfer

Schäfer sieht in den Weißenburger und Hirsauer Urkunden eine schriftliche Nennung Weisachs. Damit hätte Weisach schon im 9. Jahrhundert nachweislich existiert und wäre also schon im Frühmittelalter entstanden. In der undatierten Hirsauer Urkunde aus dem Hochmittelalter gelangt eine Kapelle und 4 Huben an das Kloster Hirsau. Aufgrund dieses Inventars kann Weisach damals keine einzelne Hofsiedlung gewesen sein, weshalb Schäfer daraus ableitet, dass Weisach ursprünglich ein Dorf mit Kapelle war und erst vom Zisterzienser-Kloster wie Elfingen in eine Grangie umgewandelt wurde. 1250 gelangte die Grangie mit von Knittlingen abgetrennter Gemarkung an einen Zweig der Herren von Bretten, die auf dieser Gemarkung die Burg Freudenstein errichteten und sich fortan nach dieser Burg nannten. Weisach wäre danach in den Ort Freudenstein aufgegangen oder die Weisacher Bewohner wurden dorthin umgesiedelt.

Theorie nach Weisert

Nach Weisert war Weisach einer von mehreren Einzelhöfen auf Knittlinger Gemarkung[9] und auch nie über diesen Siedlungsstatus hinaus gekommen. Mit der Zeit gelangte der Hof wohl über das Hochstift Speyer an das Kloster Maulbronn. Im Jahr 1250 gelangte der Bauhof an einen Zweig der Herren von Bretten und Weisach wurde mit einer eigenen Gemarkung von Knittlingen abgetrennt. Über die weitere Entwicklung und die Wüstungsursache ist nichts bekannt. Wenn die Mauerreste im Flur Scheuerbrunnen die Überreste Weisachs sind, dann ist anzunehmen, dass nach der Wüstwerdung die Gemarkung Weisachs zwischen Bretten und Knittlingen aufgeteilt wurde, da die Mauerreste zwar an der Gemarkungsgrenze, aber auf Knittlinger Seite befinden.

Einzelnachweise

  1. Alfons Schäfer (1977): Geschichte der Stadt Bretten - Von den Anfängen bis zur Zerstörung im Jahre 1689, S.91
  2. Alfons Schäfter (1967):Urkunden, Rechtsquellen und Chroniken zur Geschichte der Stadt Bretten, S.6 ff
  3. Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Maulbronn. Stuttgart 1870. S. 248
  4. Karl Weisert übersetzt in seinem Buch fälschlicherweise das Wort "orientem" mit Westen
  5. Karl Weisert (1968): Knittlingen - Geschichte einer Stadt, S.36
  6. Günther Mahal (1990): Dorf Flecken Stadt - Knittlingen, S.61
  7. Alfons Schäfer (1977): Geschichte der Stadt Bretten von den Anfängen bis zur Zerstörung in Jahre 1689, S.90 f
  8. vgl. Peter Rückert (1997): Die Bedeutung Maulbronns für die Siedlungsgenese zwischen Stromberg und Schwarzwald im Mittelalter, S. 25. in: Landesdenkmalam Baden-Württemberg (Hrsg.): Maulbronn - zur 850jährigen Geschichte des Zisterzienserklosters"
  9. Karl Weisert (1968): S.40
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