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Karl Richardon
Von Stadtwiki
Karl Richardon (* 27. Juni 1899 in Wiernsheim; † 31. August 1970 in Pforzheim) war Schlosser, Gemeinderat in Pforzheim und Gegner der Nationalsozialisten.
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Leben und Wirken
Kindheit
Er besuchte die Oberrealschule in Pforzheim, zog dann aber um 1911 mit den Eltern in die Schweiz, 1913 nach Stuttgart und vor 1918 mit den Eltern zurück nach Pforzheim.
In der Weimarer Republik
Er lernt den Beruf des Schlossers, nach 1918 wird er Mitglied der SPD und 1930 zum Gemeinderat in Pforzheim gewählt. Er ist Mitglied des „Reichsbanners“ und der „Eisernen Front“, den paramilitärischen Organisationen der SPD und Gewerkschaften zur Verteidigung der Republik. Bei den „Freien Radlern“, dem „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrbund Solidarität“, ist er aktiv, ab 1932 auch im Vorstand.
Im Nationalsozialismus
Am 4. April 1933 erklärt das badische Staatsministerium, dass der Arbeiter-Rad- und Kraftfahrbund Solidarität aufgelöst und sein Vermögen beschlagnahmt ist. Nach der Auflösung der SPD am 22. Juni 1933 durch den Reichsminister des Inneren arbeitet Karl Richardon bei der inzwischen illegalen Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) in Pforzheim mit und übernimmt Verantwortung für die Leitung einer Dreiergruppe im Pforzheimer Widerstand. 1935 kommt es zu ersten Verhören von SAP-Leuten durch die Gestapo, u.a. werden Karl Otto Bührer und Karl Schroth kurzfristig verhaftet. Erst am 9. Juni 1938 gelingt der Gestapo die Verhaftung von Karl Richardon, am 14. März 1939 steht er zusammen mit Otto Habmann, Konrad Söll, Hans Brammer, Ludwig Bub, Arthur Wenger, Karl Ohlau, Adolf Mocker, Otto Knöller und Josef Dörflinger vor dem Oberlandesgericht Stuttgart wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“. Karl Richardon wird zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, 1939/1940 ist er mit Karl Schroth im Zuchthaus Bruchsal eingesperrt, seit Inhaftierung dauert bis zum 14. Dezember 1940.
Nach 1945
Von 1946 bis 1965 ist Karl Richardon für die SPD Mitglied im Pforzheimer Gemeinderat, zeitweise ist er Kreisvorsitzender der SPD. In der „Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes“ (VVN) engagiert er sich für die Überlebenden des Nazi-Terrors, für die Überlebenden der Konzentrationslager, 1947 wird er zum öffentlichen Anwalt für Wiedergutmachung beim Amtsgericht Pforzheim berufen und versucht, den von 1933 bis 1945 durch das NS-Regime Geschädigten zumindest materiell zu ihrem Recht zu verhelfen.
1967 erhält er den Ehrenring der Stadt Pforzheim. Karl Richardon stirbt am 31. August 1970.
Literatur
- Karl Schroth: "Und immer wieder für die Freiheit: Pforzheimer sozialdemokratische Arbeiterbewegung 1924-1939", Pforzheim (SPD-Kreisverband Pforzheim) 1977
- Gerhard Brändle: „Die jüdischen Mitbürger der Stadt Pforzheim“, herausgegeben von der Stadt Pforzheim, Pforzheim 1985 (1. Auflage) ISBN 3-9800843-1-0
- Klaus Dagenbach, Markus Rupp: Die Pforzheimer SAPD im Widerstand, Pforzheim 1995
- Hans-Peter Becht: „Laßt uns wenigstens im Unglück haushalten…“. Die ersten Kommunalwahlen in Pforzheim nach dem Zweiten Weltkrieg am 26. Mai 1946 und der Wiederaufbau der Demokratie in Deutschland, Pforzheim 1996, S. 68/69.
- Christian Groh: Das war das 20. Jahrhundert in Pforzheim, Gudensberg-Gleichen 2000