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Höhere Wirtschaftsfachschule Pforzheim

Von Stadtwiki

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Die Höhere Wirtschaftsfachschule Pforzheim (HWF) war der Vorläufer der Fachhochschule für Wirtschaft Pforzheim (FHW) sowie der Fakultät für Wirtschaft und Recht der Hochschule Pforzheim.

Geschichte

Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre entstand im Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg die Idee, analog zu den Höheren Ingenieurschulen auch eine Höhere Wirtschaftsfachschule zu gründen. Die Idee entsprang der klaren Dreiteilung der damaligen Ausbildungswege: Facharbeiter wurden nach Abschluss der Hauptschule in den Betrieben ausgebildet, Ingenieure für das "laufende Geschäft" in der Regel nach Abschluss der Mittelschule (Realschule) und praktischen Erfahrungen an einer höheren technischen Fachschule. Die sehr kleine oberste Führungsschicht hatte nach einer mit dem Abitur abgeschlossenen Schulausbildung ein Studium an einer Universität absolviert. Die Höhere Fachschule für Wirtschaft sollte also das bei den Ingenieuren bewährte Konzept auf kaufmännische mittlere Führungskräfte übertragen.

Die HWF Pforzheim wurde zum Sommersemester 1963 eingerichtet. Sie war die zehnte Gründung ihrer Art in der Bundesrepublik Deutschland und die erste in Baden-Württemberg. Der Festakt fand am 6. April 1963 in der Aula der damaligen Kunst- und Werkschule statt, da eigene Räumlichkeiten noch nicht vorhanden waren. Der Vorlesungsbetrieb begann mit 72 Studenten. Zulassungsvoraussetzungen waren Mittlere Reife, kaufmännische Ausbildung und eine mindestens einjährige kaufmännische Praxis. Wegen der Orientierung auf mittlere Führungspositionen sollte die Ausbildung nicht nur Erkenntnisse der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung, sondern auch Erfahrungen der Wirtschaftspraxis vermitteln. Das Studium war in zwei dreisemestrige Studienabschnitte gegliedert, wobei in der "Oberstufe" einer von sechs Studienschwerpunkten ausgewählt werden konnte: Absatz, Werbung, Beschaffung, Personalwesen, Rechnungswesen und Betriebsorganisation mit Bürotechnik.

Nach Abschluss der Anlaufphase wurden ab dem Sommersemester 1965 rund 350 Studierende unterrichtet, die HWF Pforzheim war damit die größte Ausbildungseinrichtung dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland geworden. Und die Zahlen gingen weiter nach oben; zum Wintersemester 1970/71 waren rund 600 Studierende eingeschrieben. Die Expansion fand nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ statt, denn das Spektrum des Angebots wurde im Sommersemester 1967 durch einen Aufbaustudiengang für Ingenieure erweitert, was als Beginn der Ausbildung von Wirtschaftsingenieuren in Deutschland angesehen werden kann. Die Akzeptanz der Absolventen in der Wirtschaft war gut und das Ausbildungskonzept sehr erfolgreich, dennoch rumorte es.

Seit Mitte der 1960er Jahre hatten die politischen Diskussionen um die Stellung der Höheren Fachschulen im deutschen Bildungssystem an Schärfe gewonnen. Die Ingenieurschulen fühlten sich durch Entwürfe zu einer Dienstleistungsrichtlinie der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) brüskiert, weil darin wegen der fehlenden Zuordnung zum Hochschulbereich keine Anerkennung ihrer Abschlüsse für eine grenzüberschreitende selbständige Tätigkeit als Ingenieur vorgesehen war. Diese eher statusorientierte Frage wurde von einer allgemeiner angelegten Debatte über die Zukunft der deutschen Bildungspolitik (Stichwort "Bildungsnotstand") überlagert, denn Bildungsökonomen und Bildungsplaner hatten Alarm geschlagen, weil sie die im internationalen Vergleich relativ niedrige Akademikerquote in Deutschland als Wachstumsbremse ansahen. Hinzu kam schließlich, dass höhere Bildungsausgaben und Akademikerquoten auch als Element der gesellschaftlichen Chancengleichheit und der Demokratisierung der Gesellschaft gefordert wurden. Diese bildungspolitischen Diskussionsstränge wurden Ende der 1960er Jahre durch heftige Proteste vieler Studierenden gegen die verschlechterten Studienbedingungen und für als erforderlich angesehene gesellschaftliche Reformen einer Entscheidung zugetrieben.

In Baden-Württemberg plädierte die nach ihrem Vorsitzenden benannte "Dahrendorf-Kommission" für eine Umwandlung leistungsstarker Höherer Fachschulen in Fachhochschulen und damit deren Eingliederung in den Hochschulbereich. Die Universitäten und ihre Standesvertretungen waren einheitlich gegen die Aufwertung der Höheren Fachschulen zu Konkurrenten im akademischen Bereich, die Höheren Fachschulen zum großen Teilen dafür, aber durchaus nicht einheitlich, weil sie eine "Akademisierung" auch als Bedrohung ihres guten Rufes in den Unternehmen interpretierten. Die Unternehmen bzw. ihre institutionellen Vertreter stellten sich ebenfalls meist quer, da sie weniger Praxistauglichkeit der Absolventen und wohl auch höhere Gehälter fürchteten.

Angesichts der unterschiedlichen Vorstellungen konnten sich die Kultusminister zu keiner einheitlichen Linie durchringen, so dass die Ministerpräsidenten den Gordischen Knoten durchschlagen mussten. Das geschah schließlich im Oktober 1968 durch die Verabschiedung eines "Abkommens der Länder in der Bundesrepublik Deutschland zur Vereinheitlichung auf dem Gebiet des Fachhochschulwesens". In Baden-Württemberg dauerte es noch drei Jahre, bis der Landtag ein Ausführungsgesetz verabschiedet hatte, das rückwirkend zum 1. Oktober 1971 in Kraft trat.

Für Pforzheim hatte dies zur Folge, dass die HWF mit dem Wintersemester 1971/72 in eine Fachhochschule transformiert, damit aus der Schulaufsicht entlassen und in eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltungsorganen umgewandelt wurde. Mit der Anwendung des Rechtsrahmens ließ sich Pforzheim vor allem wegen der veränderten Zulassungsvoraussetzungen für Studierende (Fachhochschulreife) aber Zeit.

Anfang Juli 1973 wählte der Große Senat mit sehr großer Mehrheit Prof. Dr. Rupert Huth zum Rektor. Er sollte dieses Amt mehr als 25 Jahre ausüben und sich dabei durch sein auch überregionales Engagement zu einer der zentralen Figuren der deutschen Hochschulpolitik entwickeln.

Frühere Adresse

Staatliche Höhere Wirtschaftsfachschule
Holzgartenstraße 36
7530 Pforzheim
Telefon: (0 72 31) 86 63

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